# Zuversicht

Von heute auf morgen:
Telearbeit überall

Als quasi über Nacht eine Pandemie die Form der Arbeit grundlegend veränderte, mussten die Berater von Porsche Consulting sich etwas Kluges einfallen lassen, um ihre Kunden nicht im Stich zu lassen und deren Projekte zu Ende zu führen.

Selbst an abgelegenen Orten, wie der Kupfermine Chuquicamata in der Nähe der Stadt Calama im Norden von Chile, hat sich Telearbeit nach Ausbruch der Corona-Krise bewährt: Beinahe über Nacht ersetzte Codelco viele Präsenztreffen durch Formen der digitalen Zusammenarbeit.Bloomberg via Getty Images

Die Coro­na-Pan­de­mie hat zwar den welt­wei­ten Rei­se­ver­kehr zum Erlie­gen gebracht, aber nicht die Geschäfts­be­zie­hun­gen zwi­schen Unter­neh­men – und auch nicht die lau­fen­den Kun­den­pro­jek­te, die Por­sche Con­sul­ting betreut. In der Kon­se­quenz muss­te aller­dings die von der Unter­neh­mens­be­ra­tung bevor­zug­te Form der Zusam­men­ar­beit – pra­xis­be­zo­gen, per­sön­lich und mit inten­si­ven Arbeits­tref­fen – nun den Rei­se­ver­bo­ten und den Regeln der sozia­len Distanz ange­passt wer­den.

Drei Bei­spie­le von Kana­da bis Chile zei­gen, wie die Bera­ter und ihre Kun­den die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen ange­gan­gen sind und die Pro­jek­te trotz einer abrup­ten Umstel­lung auf Tele­ar­beit erfolg­reich bewäl­ti­gen konn­ten. Die Erfah­run­gen dar­aus las­sen erken­nen, dass Ein­falls­reich­tum und digi­ta­le Zusam­men­ar­beit den Bedarf an Kun­den­be­su­chen einer­seits zukünf­tig ver­rin­gern, die per­sön­li­che Note aber nicht ver­drän­gen wer­den.

Mentalität geändert: Codelco

Codel­co ist der größ­te Kup­fer­pro­du­zent welt­weit. Das staat­li­che Unter­neh­men betreibt in Chile sie­ben Berg­wer­ke und acht Erz­auf­be­rei­tungs­an­la­gen, die bis zum Jahr 2019 jeweils eige­ne Logis­tik- und Beschaf­fungs­ab­tei­lun­gen unter­hiel­ten.

Mit dem Ziel kon­zern­wei­ter Ein­spar­ef­fek­te beschloss Codel­co die stand­ort­fer­ne Zusam­men­le­gung des Ein­kaufs und die unter­neh­mens­wei­te Ein­füh­rung der Tele­ar­beit. Laut dem Sup­ply Chain Cor­po­ra­te Mana­ger Ricar­do Reyes waren sowohl die Füh­rungs­kräf­te als auch die Beleg­schaft nur schwer davon zu über­zeu­gen, dass die Ver­la­ge­rung funk­tio­nie­ren würde. „Der Berg­bau ist eine stark von Tra­di­tio­nen gepräg­te Bran­che, in der per­sön­li­che Bezie­hun­gen eine große Rolle spie­len“, so Reyes. „Die Werks­lei­tun­gen haben sich vehe­ment dafür ein­ge­setzt, ihr Per­so­nal am jewei­li­gen Stand­ort zu belas­sen.“

Der Bergbau ist eine stark von Traditionen geprägte Branche, in der persönliche Beziehungen eine große Rolle spielen.

Ricardo ReyesRicardo Reyes
Supply Chain Corporate Manager, Codelco

Por­sche Con­sul­ting wurde beauf­tragt, an der Aus­ar­bei­tung und Ein­füh­rung neuer Tele­ar­beits­pro­zes­se mit­zu­wir­ken. „Der Aus­bruch der Coro­na­kri­se hat dazu bei­getra­gen, die Denk­wei­se der Men­schen an den betrof­fe­nen Stand­or­ten zu ver­än­dern“, so Fran­cis­co Fuen­te­al­ba, Mana­ger bei Por­sche Con­sul­ting. Tele­ar­beit stell­te plötz­lich die sichers­te Opti­on dar und erwies sich als in gro­ßem Maß­stab prak­ti­ka­bel – auch für die Bera­ter. Statt per­sön­lich zu weit ent­fern­ten Berg­wer­ken in Chile und wie­der zurück­zu­rei­sen, führ­ten sie ihre Gesprä­che mit betrof­fe­nen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern im Rah­men regel­mä­ßi­ger Video­kon­fe­ren­zen.

Bei­na­he über Nacht wur­den Prä­senz­tref­fen und Kon­fe­ren­zen mit bis zu acht­zig Teil­neh­men­den durch For­men der digi­ta­len Zusam­men­ar­beit und Micro­soft-Teams-Sit­zun­gen ersetzt. Auf ein­mal wur­den die seit mehr als drei Jah­ren lau­fen­den Bemü­hun­gen des Unter­neh­mens zur Ein­füh­rung einer effi­zi­en­ten Tele­ar­beit im Beschaf­fungs­we­sen in beson­de­rem Maße wert­ge­schätzt. Bei einem Erst­ver­such bewirk­te die Umstel­lung auf eine zen­tra­le Beschaf­fung eine Ver­kür­zung der Geneh­mi­gungs­dau­er für Kauf­auf­trä­ge um 50 Pro­zent und eine Opti­mie­rung des Arbeits­pen­sums.

Die Mit­wir­kung von Por­sche Con­sul­ting an dem Pro­jekt ende­te zwar im Juni die­ses Jah­res, ist aber nach wie vor weit über die wich­ti­gen Erfolgs­in­di­ka­to­ren wie etwa schnel­le­rer Waren­um­schlag, nied­ri­ge­re Kos­ten und gerin­ge­rer Per­so­nal­be­darf hin­aus spür­bar. Reyes und sein Team hal­ten wei­ter­hin jeden Don­ners­tag um 15 Uhr eine Online­sit­zung ab. „Das ist zu einem Ritu­al gewor­den“, sagt er lachend, „und eine Folge der Arbeits­dis­zi­plin, die Por­sche Con­sul­ting mit­ge­bracht hat – auch nach Pro­jekt­ab­schluss wird wei­ter nach Opti­mie­rungs­mög­lich­kei­ten gesucht.“

Codelco …

… ist der größte Kupferproduzent weltweit. Der chilenische Staatskonzern fördert und verarbeitet jährlich knapp zwei Millionen Tonnen des Halbedelmetalls. Mit sieben Bergwerken und acht Erzaufbereitungsanlagen in Chile erwirtschaftet er einen Jahresumsatz von über 16 Milliarden US-Dollar.

Aus der Ferne zugeschaut: Sto Panel

Die Firma Sto ist ein bedeu­ten­der Her­stel­ler von Fer­tig­ele­men­ten für die Bau­wirt­schaft. Unter dem Namen Sto Panel ermög­licht sie einem Part­ner­netz­werk von Sub­un­ter­neh­mern und Her­stel­lern, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge vor­ge­fer­tig­te Außen­wän­de zu pro­du­zie­ren. Im Jahr 2019 erhielt Por­sche Con­sul­ting den Auf­trag, die Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se beim kana­di­schen Sto Panel-Part­ner Sky­ri­se in Picke­ring, Onta­rio, effi­zi­en­ter zu machen. Die Pro­duk­ti­ons­stät­te von Sky­ri­se stieß mit ihren drei­ßig Beschäf­tig­ten an ihre Gren­zen und such­te nach einer Mög­lich­keit, die Aus­brin­gungs­men­ge ohne Erwei­te­rung der vor­han­de­nen Anla­gen zu stei­gern.

Nach einer Werks­ana­ly­se Ende 2019 reis­ten die Bera­ter von Por­sche Con­sul­ting Anfang März 2020 erneut nach Kana­da, um die erar­bei­te­ten Lösun­gen in die betrieb­li­che Pra­xis umzu­set­zen. Nur zwei Wochen spä­ter jedoch tra­ten die coro­nabe­ding­ten Rei­se­be­schrän­kun­gen in Kraft, sodass sie das Pro­jekt nicht per­sön­lich bis zum Abschluss beglei­ten konn­ten. Statt­des­sen muss­ten die Bera­ter sich zügig etwas ein­fal­len las­sen, um das Pro­jekt auf Kurs zu hal­ten. Sie ersetz­ten Flip­chart und Papier durch Tools für die vir­tu­el­le Zusam­men­ar­beit: von da an fan­den die Bespre­chun­gen mit den Beschäf­tig­ten des Sky­Ri­se-Werks unter Anwen­dung von Kon­fe­renz- und Mes­sen­ger-Apps statt. „Das Pro­jekt gemein­sam mit unse­rem Kun­den zu rea­li­sie­ren, ist ein wesent­li­cher Bestand­teil unse­rer Arbeit“, sagt Jean Col­lard, Mana­ger bei Por­sche Con­sul­ting. „Des­halb haben wir ver­sucht, anwe­send zu sein, ohne wirk­lich vor Ort zu sein.“

Die Evaluierung der Videos aus dieser Perspektive war ein großer Vorteil. Wir haben dadurch viel Zeit gespart.

Patrick KehrerPatrick Kehrer
Manufacturing and On-site Solutions Manager, Sto

Patrick Keh­rer, Manu­fac­tu­ring and On-Site Solu­ti­ons Mana­ger bei Sto, zeig­te sich ins­be­son­de­re vom Ein­falls­reich­tum der Exper­ten von Por­sche Con­sul­ting auf der Suche nach Pro­blem­lö­sun­gen mit­ten in der Coro­na­kri­se beein­druckt. Eine unge­wöhn­li­che Idee fiel beson­ders aus dem Rah­men: Da die Bera­ter die neu ein­ge­führ­ten Pro­zes­se und Arbeits­ab­läu­fe nicht per­sön­lich in Augen­schein neh­men konn­ten, mach­ten sie sich die Über­wa­chungs­ka­me­ras im Betrieb zunut­ze und konn­ten so im Schnell­durch­lauf bes­ser ver­ste­hen, an wel­chen Stel­len sich der Pro­duk­ti­ons­fluss noch opti­mie­ren ließ. „Die Eva­lu­ie­rung der Vide­os aus die­ser Per­spek­ti­ve war ein gro­ßer Vor­teil“, so Keh­rer. „Wir haben dadurch viel Zeit gespart.“ Die Krea­ti­vi­tät zahl­te sich aus, das Pro­duk­ti­ons­vo­lu­men wuchs um mehr als das Zwei­fa­che.

Damit wer­den per­sön­li­che Stand­ort­be­su­che aller­dings nicht über­flüs­sig, vor allem dann nicht, wenn es bei einem Pro­jekt auch darum geht, die Beleg­schaft für sich zu gewin­nen. „Mit der phy­si­schen Anwe­sen­heit erreicht man bei den Beschäf­tig­ten etwas, das sich vir­tu­ell nicht bewerk­stel­li­gen lässt“, so Keh­rer. „Wenn man jeman­den zuerst per­sön­lich ken­nen­lernt, stellt der Über­gang zur digi­ta­len Zusam­men­ar­beit kein Pro­blem mehr dar.“

Sto …

… ist ein Bauzulieferer mit Sitz in der baden-württembergischen Kleinstadt Stühlingen mit einem Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro und mehr als 5.000 Beschäftigten weltweit. Mehrere Dutzend Tochter- und Partnerunternehmen in Nord- und Südamerika fertigen Sto Panel-Fertigbauteile für das Baugewerbe. Diese kommen in energieeffizienten und langlebigen Außenwänden zum Einsatz. Porsche Consulting half dem kanadischen Sto Panel-Produzenten Skyrise bei der Maximierung der Produktionseffizienz.

Schritt für Schritt: Edenred

Das auf Pre­paid-Ser­vice­diens­te spe­zia­li­sier­te bra­si­lia­ni­sche Unter­neh­men Ticket Log hält seine Kun­den gut in Bewe­gung: Mehr als 30.000 von ihnen ver­las­sen sich auf das Unter­neh­men, um die Betan­kung und War­tung ihrer Unter­neh­mens­flot­ten mit ins­ge­samt rund einer Mil­li­on Fahr­zeu­gen zu ver­wal­ten. Das ent­spricht 2,5 Mil­li­ar­den Liter Treib­stoff und sie­ben Mil­lio­nen Ersatz­tei­len jähr­lich.

Nicht den Über­blick bei der Betreu­ung die­ser enor­men Anzahl an Fahr­zeu­gen zu ver­lie­ren, stellt eine Her­ku­les­auf­ga­be dar, deren Bewäl­ti­gung Ticket Log – eine Toch­ter­ge­sell­schaft des mul­ti­na­tio­na­len fran­zö­si­schen Kon­zerns Eden­red – effi­zi­en­ter gestal­ten woll­te. Durch den Ein­satz von Ent­schei­dungs­fin­dungs-Soft­ware und Künst­li­cher Intel­li­genz erhoff­te sich Ticket Log güns­ti­ge­re Prei­se für seine Kun­den und bes­se­re Ergeb­nis­se sei­ner 18.000 Ver­trags­werk­stät­ten. In letz­ter Kon­se­quenz woll­te man die Anzahl der an Ent­schei­dun­gen betei­lig­ten Per­so­nen ver­rin­gern und die Kun­den befä­hi­gen, Fuhr­park­pro­ble­me punkt­ge­nau zu benen­nen.

Eden­red beauf­trag­te Por­sche Con­sul­ting mit einer durch­gän­gi­gen Über­prü­fung der Auto­ma­ti­sie­rungs­pro­zes­se. Bespre­chun­gen und Work­shops wur­den in Prä­senz­form durch­ge­führt, die Bera­ter flo­gen wöchent­lich für ganz­tä­gi­ge Besu­che in die Stadt Rio Gran­de do Sul, dem bra­si­lia­ni­schen Stamm­sitz von Ticket Log. Diese Vor­ge­hens­wei­se wurde mit der coro­nabe­ding­ten Still­le­gung des Flug­ver­kehrs im März hin­fäl­lig. Die Zusam­men­ar­beit muss­te vir­tu­ell wei­ter­ge­führt wer­den – mit Erfolg, sagt Edu­ar­do Fleck, Lei­ter Fleet Main­ten­an­ce & Mobi­li­ty Solu­ti­ons bei Eden­red Bra­si­li­en. „Wir haben erkannt, dass man auch vir­tu­ell sehr tat­kräf­tig zusam­men­ar­bei­ten kann und das Pro­jekt davon stark pro­fi­tiert.“

Es war beeindruckend, wie wir unter Telearbeitsbedingungen diese Verbesserungen in das Projekt einbringen konnten.

Eduardo FleckEduardo Fleck
Head of Fleet Maintenance & Mobility Solutions, Edenred Brazil

Dafür aber muss­ten die Bera­ter ihre Arbeits­wei­se über­den­ken. Es lag auf der Hand, dass die ganz­tä­gi­gen Bespre­chun­gen, die Eden­red von Por­sche Con­sul­ting mitt­ler­wei­le erwar­te­te, sich nicht gut in eine vir­tu­el­le Form brin­gen lie­ßen: Online­sit­zun­gen von drei oder vier Stun­den Dauer ohne Pause waren nicht prak­ti­ka­bel. „Wenn eine Online­sit­zung län­ger als zwei Stun­den dau­ert, lässt die Kon­zen­tra­ti­on nach“, sagt Wil­liam Kang, Seni­or Expert bei Por­sche Con­sul­ting. Daher teil­ten die Bera­ter die zu bespre­chen­den The­men in klei­ne­re Ein­hei­ten auf, um die Sit­zun­gen zu ver­kür­zen. Sie änder­ten auch ihre Vor­be­rei­tung und tra­fen sich täg­lich zu „Vor­feld­sit­zun­gen“, in denen sie ihre Vor­schlä­ge genau­er aus­ar­bei­te­ten und mög­li­che Dis­kus­si­ons­punk­te bereits durch­gin­gen. Mit den so ent­wi­ckel­ten Lösungs­vor­schlä­gen konn­ten sie spä­ter die Bespre­chun­gen mit ihren Gesprächs­part­nern bei Eden­red beschleu­ni­gen und zügig Ergeb­nis­se erzie­len wie etwa die Ver­ein­fa­chung des Bestell­sys­tems zu dem Zweck, auto­ma­ti­sche Geneh­mi­gun­gen zu erleich­tern. „Es war beein­dru­ckend, wie wir unter Tele­ar­beits­be­din­gun­gen diese Ver­bes­se­run­gen in das Pro­jekt ein­brin­gen konn­ten“, betont Edu­ar­do Fleck. „Vor der Pan­de­mie hät­ten wir das nicht für mög­lich gehal­ten.“

Die geän­der­te Vor­ge­hens­wei­se stütz­te sich auf eine vir­tu­el­le Pro­jekt­um­ge­bung, aus der alle not­wen­di­gen Schrit­te zum Errei­chen der Ziele von Ticket Log ersicht­lich waren. Durch Fokus­sie­rung des jeweils zur Dis­kus­si­on ste­hen­den Schrit­tes konn­ten sich die Sit­zungs­teil­neh­mer pro­blem­los ori­en­tie­ren und nach­voll­zie­hen, was sie bereits erreicht hat­ten und was noch vor ihnen lag. „Das hat uns gehol­fen, nicht vom Thema abzu­wei­chen“, so Kang, „denn jeder wuss­te ja, dass die übri­gen Fra­gen nicht ver­ges­sen wor­den waren, son­dern in einer ande­ren Sit­zung zur Spra­che kom­men wür­den.“

Edenred …

… ist ein auf Prepaid-Kartendienste und Gutscheine spezialisiertes französisches Unternehmen mit Sitz in Malakoff. Das umfassende Tätigkeitsspektrum reicht von Essensgutscheinen bis hin zur Fuhrparkbewirtschaftung. Edenred ist in 46 Ländern tätig und hat im abgelaufenen Geschäftsjahr für 850.000 Firmenkunden 2,5 Milliarden Transaktionen abgewickelt. Ticket Log ist eine von mehreren brasilianischen Tochtergesellschaften von Edenred.
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